Aus der Dehnungshaltung entwickelt sich
allmählich die Haltung am Zügel, so wie
das Pferd nach dem Takt
(Rückenmuskulatur / Hinterhand) und der
Losgelassenheit (Dehnungshaltung) zur Anlehnung
(Suchen des Zügelkontakts) findet. Die
Hinterhand- und Rückentätigkeit aus der
Dehnungshaltung bleiben dabei unbedingt erhalten.
Der Hals des Pferdes wird in der Arbeitshaltung etwas
stärker aufgerichtet, jedoch darf sich dabei
die Halswirbelsäule nicht verkürzen
sondern muss gelängt bleiben. Wiederum leisten
die Muskeln am Halsansatz einen Grossteil der
Arbeit in Bezug auf die Halshaltung. In der Haltung
am Zügel verkürzen sie sich je nach Grad
der Aufrichtung stärker als in der
Dehnungshaltung. Die Muskeln im Oberhals sind
weiterhin leicht gedehnt, jedoch nicht so stark wie
in der Dehnungshaltung. Sie leisten aber immer noch
nur passive Haltearbeit und ziehen sich nicht aktiv
zusammen.
Die Schulterfreiheit des Pferdes bleibt erhalten,
sein Rücken kann weiterhin schwingen. Die
Muskeln im Genick sind entspannt, so dass der Kopf
durch die Schwerkraft in die Haltung leicht vor der
Senkrechten fällt. Dabei wird das Pferd auch
nicht eng in den Ganaschen. Das passiert nur, wenn
das Pferd den Kopf aktiv heranzieht.
Untenstehende Grafik (abgepaust von diesem Foto)
verdeutlicht wieder, was in der korrekten
Arbeitshaltung passiert: Das vorschwingende
Hinterbeine tritt weit unter den Körper und
wölbt so den Rücken von hinten auf.
Entsprechend dem Grad des Untertretens ist das
Pferd im Hals aufgerichtet. (Rote Pfeile) Dabei
darf es nicht hohl werden, der Rücken muss
sich heben. (Blauer Pfeil) Der Rücken wird im
Gegensatz zum Bauch gedehnt. (Gelbe Pfeile) Die
Halsunterseite und das Genick sind entspannt.
(Blaue Schraffur) Das Pferd befindet sich in einem
horizontalen Gleichgewicht. (Grün)
Die Kopfposition des gerittenen Pferdes wird, wie
du sicher schon gemerkt hast, anhand der
Senkrechten beurteilt. Leider wird die korrekte
Haltung nur zu oft allein auf dieses Kriterium
reduziert, weil es recht leicht zu beurteilen ist.
Die korrekte Haltung des Pferdes umfasst aber vielmehr als
nur die Frage, ob die Nase sich nun an der
Senkrechten befindet oder nicht!
Anhaltspunkt ist die Profillinie des Pferdes, also
die Linie von der Stirn bis zur Nase (orange).
Diese Linie soll nicht lotrecht stehen sondern zur
Nase hin leicht nach vorne geneigt sein. Als Ideal
gilt «eine Handbreite vor der
Senkrechten«. Das heisst, wenn du deine Hand
neben die Senkrechte (blau gestrichelt)
hältst, sollte die Nase des Pferdes
ungefähr an der vorderen Kante deiner Hand
liegen. Wie schon gesagt ist das die Idealposition.
Manche Pferde haben aber kräftige Ganaschen
und einen dicken Hals. Wenn sie die Muskeln im
Genick entspannen, fällt der Kopf nicht so
weit, dass ihre Profillinie eine Handbreite vor der
Senkrechen steht. Um dies zu erreichen,
müssten sie den Kopf rückwärts
ziehen und würden im Extremfall dabei die
Ohrspeicheldrüse quetschen, die hinter den
Ganaschen liegt. Hier spricht man von geringer
Ganaschenfreiheit.
Je nach dem wie viel
Ganaschenfreiheit ein Pferd hat, bzw. nicht hat,
ist ein Winkel von bis zu 45° zwischen der
Profillinie (orange) und dem Lot (blau gestrichelt)
völlig korrekt. Hinter den Ganaschen sollen
sich keine Hautfalten bilden. Ebenfalls darf das
Pferd in starker Versammlung mit der Nase weiter
vor kommen. Leider wird einem das heutzutage eher
angekreidet, während ein Verkriechen in oder
hinter die Senkrechte toleriert oder sogar gut
geheissen wird.
In der Haltung «vorwärts-abwärts» und «am Zügel» verlagert sich der Schwerpunkt des Pferdes im Lauf der Aubsildung etwas nach hinten, sodass das Pferd immer weniger auf der Vorhand geht, besser im Gleichgewicht ist und sich selber trägt. Das heisst es braucht weder die Hand des Reiters als Stütze noch muss es sich behelfen, indem es schleppend tritt oder sich durch hohes Tempo stabilisieren lässt. Das Pferd empfindet den Reiter nicht mehr als störend sondern kann sich auch mit dessen zusätzlichem Gewicht ausbalancieren und erhält dadurch wieder annähernd die Bewegungsfreiheit wie ohne Reiter.
Das Pferd tritt taktmässig und
fleissig. |
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Das Pferd ist innerlich und äusserlich losgelassen. |
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Der Rücken ist aufgewölbt. |
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Das Pferd tritt mit den Hinterbeinen weit unter den Körper (entsprechend seinem Körperbau), die Vorderbeine schwingen aus der Schulter frei vor. |
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gelängter Hals |
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Das Genick (Übergang von Hinterhauptsbein zum ersten Halswirbel, unmittelbar hinter dem Ohransatz) ist der höchste Punkt. |
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Die Nasenlinie steht eine Hand breit bis zu 45° vor der Senkrechten. |
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Das Pferd ist frei in den Ganaschen. |
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entspanntes Maul – ruhiges, sanftes Kauen auf dem Gebiss |
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weiche Bewegungen |
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entspannter Unterhals |
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gleichmässig gewölbter Oberhals |
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Das Pferd sucht die Anlehnung an den Zügel, ohne sich darauf abzustützen. |