Wichtig |
Obwohl du hier auch die Hilfen zu den Seitengängen beschrieben findest, solltest du diese nicht ohne Aufsicht deines Reitlehrers nachzureiten versuchen. Übst du Seitengänge zu früh oder falsch kannst du deinem Pferd damit schaden! |
Liegt am Gurt und ist leicht angelegt.
Liegt etwa eine Handbreit hinter dem Gurt und wirkt ein, wenn das Pferd mit der Hinterhand seitlich ausfällt.
Liegt zwischen biegendem und verwahrendem Schenkel, also ein paar Zentimeter hinter dem Gurt, wo er vorwärts-seitwärts treibt.
Innen ist jeweils die Seite, zu der das Pferd hohl gebogen ist. Da das Pferd in den Seitengänge nicht immer Richtung Bahnmitte gebogen ist, kommt man hier leicht durcheinander.
Entsprechend nennt man jeweils die Seite aussen, nach der die Wölbung des gebogenen Pferdes zeigt.
Das Pferd wendet den Kopf aus dem Genick soweit zur Seite, dass du seinen Augenbogen schimmern siehst. Der Hals und der Rumpf bleiben gerade.
Das Pferd ist in von Kopf bis Schweif in eine Richtung gebogen. Weiterhin solltest du aber nicht viel mehr als seinen inneren Augenbogen schimmern sehen. Ein deutliches Abbiegen des Halses ist falsch.
Der Schwerpunkt des Pferdes liegt gerade unter dem Reiter tief im Innern des Brustkorbs.
Der Winkel in dem das Pferd zur Bewegungsrichtung ausgerichtet ist. Bei schwacher Abstellung ist der Körper des Pferdes fast parallel zur Bewegungsrichtung. Bewegt sich das Pferd deutlich schräg zur Bewegungsrichtung spricht man von starker Abstellung.
Das Schenkelweichen zählt noch nicht zu den Seitengängen, obwohl das Pferd sich vorwärts-seitwärts bewegt. Diese Lektion dient in erster Linie als Gehorsamsübung für den seitwärtstreibenden Schenkel. Voraussetzung ist, dass das Pferd den seitwärtstreibenden Schenkel bei der Vorhandwendung kennengelernt hat. Schenkelweichen wirkt lösend, indem es das Becken des Pferdes mobilisiert, und bereitet vor allem den Reiter auf die Hilfengebung in den Seitengängen vor. Der Knackpunkt an den Seitengängen ist nicht, welche Hilfen du geben musst – die einzelnen Bausteine kennst du bereits aus der Grundausbildung –, sondern zu welchem Zeitpunkt eine Hilfe ein- und aussetzen muss, damit das Pferd sie umsetzen kann.
Das Pferd geht mit einer Abstellung von maximal 45° zur Bande seitwärts. Sein Kopf ist entgegen der Bewegungsrichtung gestellt, der Rumpf ist gerade. Das ist der Grund, weshalb Schenkelweichen nicht zu den Seitengängen zählt.
Merke |
In allen Seitengängen ist das Pferd gebogen. Im Schenkelweichen ist das Pferd nur gestellt. |
Anfangs lässt man meist den äusseren Schenkel weichen. Das Pferd schaut mit dem Kopf zur Bande und wird so nach vorne hin begrenzt. Etwas schwieriger ist Schenkelweichen, wenn das Pferd ins Innere der Bahn schaut. Mehr als bei der Aussenstellung muss es hier die Zügel als Begrenzung annehmen, wenn es seitwärts gehen soll.
Schenkelweichen kannst du im Schritt und versammelten Trab reiten. Beim Schenkelweichen zur Bande hin treibst du das Pferd mit dem der Bande zugewandten Schenkel leicht hinter dem Gurt vorwärts-seitwärts, der Schenkel im Bahninnern liegt verwahrend hinter dem Gurt. Ein am Gurt liegender Schenkel würde das Pferd dazu veranlassen, sich zu biegen. Mit den Zügeln stellst du das Pferd und fängst die Vorwärtsbewegung ab. Obwohl du Stellung in Richtung Bande verlangst, sollte der Zügel im Bahninnern – der jetzt der äussere Zügel wird, der den Vortritt begrenzt – vorherrschend sein. Die Stellung kannst du auch bekommen, indem du das innere Knie (also das an der Bande) etwas gegen den Sattel drückst.
Das Ziel der Dressur ist es, das Pferd ins Gleichgewicht zu bringen. Es ist deshalb wichtig, das Schenkelweichen korrekt aufzulösen, damit die seitliche Kontrolle der Schulter nicht leidet. Falsch ausgeführt, kann man mit dem Schenkelweichen das Ausfallen über die äussere Schulter fördern. Man kann dem entgegenwirken, indem man das Pferd nach Beendigung der Lektion zu einer entgegengesetzten Bewegung auffordert. Wenn du das Schenkelweichen mit Blick zur Bande ausgeführt hast, solltest du es auflösen, indem du das Pferd geradestellst und dann die Hinterhand auf den Hufschlag zurücktreibst. Wenn du das Schenkelweichen im Inneren der Bahn geritten bist, löst du es auf, indem du nach innen abwendest – also in die Richtung, wohin das Pferd gestellt ist.
Wenn ein Pferd Seitengänge lernen soll, beginnt man oft mit dem Übertreten-Lassen auf dem Zirkel. Das Pferd wird auf der Zirkellinie leicht einwärts gerichtet. Es sollte nun auf etwa drei Hufspuren gehen. Angenommen, das Pferd geht links herum auf dem Zirkel: Es ist nach links gebogen und soweit abgewendet, dass das rechte Hinterbein zuäusserst auf den Hufschlag tritt. Das linke Hinterbein spurt in die Linie des rechten Vorderbeins. Dabei kreuzt es über das rechte Hinterbein – es übertritt. Das linke Vorderbein geht auf der innersten Hufspur. Jedes Mal, wenn das Pferd den inneren Hinterhuf hebt, treibst du es auf dieser Seite etwas vor. Dadurch wird es animiert, in Richtung äusseres Vorderbein unter seinen Schwerpunkt zu treten.
Die Abstellung darf nicht zu stark sein. Geht das Pferd nämlich deutlich auf vier Hufspuren, so tritt das innere Hinterbein nicht mehr unter den Schwerpunkt sondern daran vorbei. Das Pferd soll zudem gleichmässig gebogen sein. Knickt es im Hals ab, fällt es auf die äussere Schulter und kann nicht mehr weit unter seinen Schwerpunkt treten.
Das Übertreten-Lassen animiert das Pferd durch das weite Untertreten, den Hals fallen zu lassen und sich zu dehnen. Daher eignet sich diese Übung gut für Pferde, die Mühe haben, sich zu lösen. Auch wenn das Pferd mit dem inneren Hinterbein nicht untertreten will oder sich der Biegung widersetzt, ist es nützlich, es übertreten zu lassen.
Im Grunde genommen ist das Übertretenlassen eine Vorhandwendung, die auf dem Zirkel geritten wird. Die Hinterbeine des Pferdes legen einen weiteren Weg zurück und das Pferd dreht sich um die Vorderbeine. Dies erreicht man, indem man den Hals des Pferdes wie einen Hebel nach innen richtet und die natürliche Tendenz des Pferdes nutzt, dem Hebel folgend mit der Hinterhand auszuscheren. Die Wirkung der Hilfen beruht auf reiner Mechanik. Das heisst, die Lektion Übertretenlassen eignet sich vor allem als Korrekturmittel bei Widersetzlichkeiten und um dem Pferd die Bedeutung des seitwärtstreibenden Schenkels beizubringen. Die Hinterbeine des Pferdes werden jedoch nicht verstärkt belastet, vielmehr wird das unerwünschte Ausfallen der Hinterhand gefördert und das Pferd bleibt auf der Vorhand. Das Übertretenlassen bereitet das Pferd also nicht im gymnastischen Sinn auf die Anforderungen des Schulterhereins vor und sollte deshalb meiner Meinung nach nicht zu intensiv geübt werden.
Diese Übung wird ebenfalls als Vorbereitung auf die Lektion Schulterherein geritten, wobei es schwieriger sein kann, die schwache Abstellung des Schultervors beizubehalten, als Schulterherein zu reiten. Das Pferd geht geradeaus. Es ist gerade so weit nach innen gebogen, dass das innere Hinterbein zwischen die Vorderbeine fusst und das äussere neben die Spur des äusseren Vorderbeins.
Am besten gelingt diese Lektion nach dem Durchreiten einer Ecke oder nach einem Zirkel, weil das Pferd dann schon gebogen ist. Du reitest nach dem Erreichen des Hufschlags nochmals einen Schritt nach innen, so als ob du erneut auf den Zirkel abwenden wolltest. Wenn das Pferd anfangs nicht versteht, dass es seitwärts statt vorwärts gehen soll, kann es sinnvoll sein, an dieser Stelle zum Halten durchzuparieren und erst dann zum Seitengang anzusetzen. Später begnügt man sich mit einer halben Parade.
Im Schultervor treibst du das Pferd mit dem inneren Schenkel an den äusseren Zügel. Der Schenkel liegt am Gurt und erhält die Biegung. Am inneren Zügel gibst du leicht nach, mit dem äusseren kontrollierst du Stellung, Abstellung zur Wand und Tempo. Der äussere Schenkel liegt verwahrend hinter dem Gurt. Du legst ihn wenn nötig an, um ein Ausfallen der Hinterhand zu verhindern oder den Schwung abzufangen, wenn das Pferd zu schnell seitwärts weicht. Dann wirkt er für einen Moment stärker ein als der innere Schenkel. Dein Oberkörper und Blick sind so weit gewendet, wie die Schultern des Pferdes nach innen zeigen. Deine und seine Schultern müssen parallel sein. Dein Becken bleibt parallel zur Bewegungsrichtung. Das Gewicht wird durch den zurückgelegten äusseren Schenkel leicht nach innen verlagert und veranlasst das Pferd dadurch, sich nach innen zu biegen.