Warum verhalten sich Pferde so?
Box betretenAufhalfternAufstehenFührenPutzenHufe gebenHufe auskratzen
SattelnGurtenZäumenMaul öffnenStillstehenAnhaltenAufsteigen
DurchgehenBuckelnSteigenPferd beruhigenFaules Pferd

Manchmal kommt man mit einem Pferd einfach nicht zurecht. Es will einem nicht die Hufe geben, bläst sich beim Satteln auf oder streckt den Kopf so weit nach oben, dass es unmöglich ist, es zu zäumen. Was macht man da? Wenn man täglich mit diesem Pferd zu tun hat, lassen sich solche Probleme mit genügend Geduld und Erfahrung beseitigen. Für Reitschüler, die jedoch nur ein- oder zweimal pro Woche vor dieses Problem gestellt sind, gibt es einige Tricks, die Probleme zwar nicht zu lösen, aber trotzdem mit dem Pferd zurechtzukommen.

Wichtig
  • Lass dir von erfahreren Reitern helfen und probiere die untenstehenden Tipps nicht ohne deren Aufsicht aus.
  • Schäme dich nicht, wenn du Angst vor einem Pferd hast, sondern teile das den Leuten im Stall mit.
  • Informiere den Reitlehrer oder den Pferdepfleger über Probleme und unangenehmes Verhalten deines Pferdes. Sie werden dir auch Ratschläge erteilen können.
  • Besser als alle diese Tipps, die nur Scheinlösungen sind, ist Erziehung oder Korrektur des Pferdes durch eine Fachperson.

Warum verhalten sich Pferde so?

Pferde haben ihre Gründe, weshalb sie uns Probleme bereiten. Du sollst unbedingt wissen, dass kaum ein Pferd sich aus purer Bösartigkeit anders benimmt als gewünscht. In der Regel sind oder zumindest waren wir Menschen das Problem und nicht das Pferd. Wir behandeln Pferde so, dass sie uns missverstehen oder wir missverstehen sie, fügen ihnen bewusst oder unbewusst Schmerzen zu und bieten ihnen nur zu oft kein pferdegerechtes Leben. Pferde sind nunmal anders als wir und so drücken sie sich auch anders aus, wenn sie uns mitteilen wollen, dass wir etwas falsch machen. Immer wieder missverstehen wir Hilferufe als Bosheit, Sturheit und Respektlosigkeit, weil wir das Verhalten des Pferdes nur aus unserer Sicht wahrnehmen. Ein Pferd ist ein Fluchttier und kein Angreifer. Es wehrt sich meist nur, wenn ihm die Möglichkeit genommen wird, zu fliehen. Das Problem von «Problempferden» ist oft nicht der fehlende Respekt sondern Angst und fehlendes Vertrauen in den Menschen. Und hinter mancher Macke steckt schlicht die Tatsache, dass sich nie jemand die Mühe gemacht hat, dem Pferd ganz grundlegende Dinge beizubringen.
Freilich hat nicht jedes Schulpferd, das dir Schwierigkeiten bereitet, ein derartiges Problem. Irgendwann hat manch eines die Nase voll davon, täglich mehrere mehr oder weniger geübte Reiter herumzutragen und sich von ihnen unsachgemäss behandeln zu lassen. Als Fluchttier ist ein Pferd zudem mit einem «Energie-Spar-Instinkt» ausgestattet. D.h. ganz einfach: Es will möglichst keine Energie unnütz aufwenden. Es könnte ja sein, dass es vor etwas fliehen muss und diese Energie dann braucht. Alle Pferde werden die Gelegenheit nutzen, Energie zu sparen, wenn sie ihnen geboten wird. Manche achten allerdings weniger darauf, andere hingegen sind wahre Meister im Energiesparen und finden schnell heraus, mit welchen Tricks sie sich zumindest vorübergehend der Arbeit entziehen können oder weniger arbeiten müssen. Aus der Sicht des Pferdes ist das kluges Verhalten.

Mögliche Schwierigkeiten und Probleme

Das Pferd legt die Ohren an und streckt mir sein Hinterteil zu wenn ich die Box betrete.

Ohren-Anlegen und Hinterteil-Zustrecken heisst nichts anderes als: «Hau ab!» Besonders deutlich ist die Warnung, wenn das Pferd auch noch einen Hinterhuf anhebt. Dann droht es nämlich, zu schlagen. In diesem Fall solltest du das Stallpersonal um Hilfe bitten. Sonst wirst du womöglich noch getreten. Bei einigen Schulpferden ist das aber nur «Getue», weil sie keine Lust auf Arbeit haben. Sie würden es aber nicht wagen, wirklich nach einer Person zu treten. Wenn du zu einem solchen Pferd (nachfragen!) in die Box gehst, solltest du es zuerst einmal begrüssen. Rufe seinen Namen und rede freundlich mit ihm. Bleib am Eingang der Boxe stehen und warte kurz, ob das Pferd vielleicht doch noch von selber zu dir kommt. Falls es kommt, lobe es ausgiebig. Du kannst es auch mit einem Leckerli anlocken. Wenn es nicht kommt, gehst du energisch auf das Pferd zu und legst ihm ruhig und bestimmt, ohne lange rumzumachen, das Halfter an. Danach sind viele Schulpferde plötzlich lammfromm.
Schlägt das Pferd nach dir, oder will es dich beissen, musst du dich wehren. Gib ihm sofort einen Klaps und sag ihm, dass du das nicht in Ordnung findest. Dabei darfst du auch kurz laut werden. Ein lautes «He!» reicht aber, du musst dein Pferd nicht ausführlich anschreien und beschimpfen. (Das verstünde es nämlich gar nicht.) Was du auch nicht tun solltest, weil es das Pferd nicht versteht (bzw. es versteht es anders als du es meinst) ist, ihm im voraus Leckerli zu geben, damit es sich brav verhalten soll. Das Pferd würde das Leckerli als Lob für sein unfreundliches Verhalten auffassen und sein Verhalten verstärken.
Wenn du dich vor dem Pferd fürchtest, bitte jemanden, dir zu helfen und das Pferd rauszuholen, oder geh mit dem Helfer in die Box und ihr nehmt das Pferd gemeinsam raus. Geh nicht alleine rein, wenn du Angst oder wenig Erfahrung im Umgang mit Pferden hast. Mit der Angst im Nacken kannst du nicht der Situation angemessen reagieren.

Das Pferd frisst lieber, als den Kopf zu heben, damit ich ihm das Halfter anziehen kann.

Gutes Zureden nützt da nichts. Dem Pferd bist du im Moment ziemlich schnuppe. Stell dich neben es, nimm das Halfter richtig in die Hand, so dass du es dem Pferd gleich überziehen kannst. Greife mit der Hand, die näher am Pferd ist unter dem Pferdekopf durch und packe von der anderen Seite her den Nasenrücken (nicht den weichen Teil der Nase wo die Nüstern sind). Nun kannst du recht einfach den Kopf des Pferdes heben und es aufhalftern. Eine andere Möglichkeit ist, dass du das Halfter schnell unter die Pferdenase schiebst, wenn das Pferd kurz den Kopf ein wenig hebt, und ihm dann das Halfter über den Kopf ziehst.

Das Pferd liegt in der Box und will nicht aufstehen.

Am besten holst du die Pferdepflegerin oder die Reitlehrerin um dir helfen zu lassen. Es ist nämlich nicht ganz ungefährlich, ein Pferd zum Aufstehen zu überreden, da es plötzlich sehr ruckartig aufstehen kann. Manche Pferde wälzen sich vor dem Aufstehen auch noch mal und du könntest dabei von einem Huf getroffen werden.

Das Pferd mag es nicht, geputzt zu werden und stampft, schlägt oder will nicht stillstehen.

Vielleicht ist dein Pferd kitzlig. Drücke entweder fester oder weniger fest auf beim Bürsten und schau, was es lieber mag. Vielleicht will es dich auch auf Schmerzen aufmerksam machen. Wenn das Pferd nicht still stehen will oder scharrt, mach kein grosses Theater drum. Das Pferd ist schliesslich angebunden und kann nicht davonlaufen. Wenn du es die ganze Zeit ausschimpfst und hin- und herschiebst, machst du die Sache meist nur noch schlimmer. Du hättest vielleicht auch keine Lust, zehn Minuten lang stocksteif dazustehen. Wenn du häufig mit dem Pferd zu tun hast, kannst du natürlich das Stillstehen gezielt üben; Bei Schulpferden macht das leider meistens wenig Sinn, weil viele andere Reitschüler das Verhalten dann doch durchgehen lassen.

Das Pferd gibt mir die Hufe nicht, obwohl ich alles richtig mache.

Pack mit Daumen und Zeigefinger die Sehne hinten an der Röhre etwas oberhalb des Fesselgelenkes und zieh diese nach oben (dem Pferdebein entlang und nicht nach hinten!) Hat das Pferd viel Fesselbehang, kannst du auch an den Haaren nach oben ziehen. Dich gegen die Schulter des Pferdes stemmen, solltest du nicht. Das Pferd reagiert darauf unter Umständen indem es selber dagegen drückt – ein Kräftemessen, auf das du dich nicht einlassen solltest, weil du nur verlieren kannst.

Das Pferd zieht das Bein beim Hufeauskratzen immer weg.

Oft liegt der Fehler an dir! Hebe die Hufe nicht zu weit auf, halte während dem Auskratzen nicht das Fesselgelenk sondern den Huf und zieh das Bein nicht nach hinten oder zur Seite. Stellt das Pferd den Huf ab, ohne dass du es dazu aufgefordert hast, hebst du den Huf nochmal auf. Du gibst das Kommando! Und lass nicht gleich los, wenn das Pferd den Huf ein kleines Bisschen bewegt, jedoch spätestens bevor es auf die Nase fällt.

Das Pferd will beim Auskratzen der Hinterhufe schlagen.

Meistens wird das Pferd das Bein vor dem Ausschlagen kurz anziehen. Diesen Moment gilt es zu nutzen. Sobald du den Huf in der Hand hast, führst du ihn soweit von dir weg auf die andere Seite, dass sich das Pferd gegen das eigene Hinterbein treten würde. Es wird sich die Sache schnell anders überlegen.

Das Pferd läuft weg, wenn ich mit dem Sattel komme. Wenn ich es anbinde, legt es die Ohren an und beisst nach dem Sattel.

Anscheinend mag dein Pferd den Sattel oder das damit verbundene Reiten nicht oder es hat Angst vor dem Sattel, weil er nicht passt. Wichtig wäre natürlich erst einmal, dass Schmerzen als Grund für dieses Verhalten ausgeschlossen werden können. Läuft dir das (angebundene) Pferd davon, treibst du es gegen die Wand. Lege den Sattel sorgfältig auf und wirf ihn nicht einfach auf den Pferderücken. Auch das kann nämlich ein Grund fürs Davonlaufen und Schnappen sein. Wenn du den Sattel aufgelegt hast, lobe das Pferd und kraule es an seiner Lieblingsstelle. Achte auch darauf, den Gurt sacht anzuziehen!

Das Pferd «bläst» sich beim Gurten auf.

Es hat keinen Zweck, das Pferd zu schlagen, wenn es sich «aufbläst»! Das macht die Sache nur schlimmer, denn dieses Pferd hat Angst vor dem Sattel bzw. dem Anziehen des Satteltgurts. Lass den Sattel erst mal eine Weile auf dem Pferderücken, nimm dann langsam den Gurt unter dem Bauch durch, halte ihn an den Pferdebauch und rede beruhigend mit dem Pferd. Es kann auch helfen, wenn du es am Bauch streichelst oder mit der Hinterhand ein paar Tritte weichen lässt. Wenn es sich entspannt, kannst du den Gurt langsam ein wenig hochziehen, bis du ins erste Loch gurten kannst. Geht das nicht, lässt du den Gurt auf der rechten Seite etwas hinunter. Falls er schon im letzten Loch der Gurtstrippen ist, führst du dein Pferd in die Bahn und versuchst es dann dort nochmal. Wichtig ist: Zuerst nur gerade soweit gurten, dass der Sattel nicht gleich wieder runterfällt. Allmählich Loch für Loch nachgurten. (Nach dem Zäumen ein Loch, in der Stallgasse ein Loch, in der Bahn eins, Bügel runterlassen, noch mal nachgurten …)
Übrigens: Pferde blasen sich nicht wirklich auf. Solange können sie die Luft gar nicht anhalten. Stattdessen verspannen sie sich, spannen also die Bauchmuskeln an.

Das Pferd nimmt den Kopf hoch, wenn ich es zäumen will.

Lässt sich das Pferd auch sonst nicht am Kopf berühren, ist es kopfscheu. Gründe dafür können schlechte Erfahrungen durch Schläge gegen den Kopf oder unvorsichtiges Aufhalftern, Putzen und Zäumen sein, aber auch schmerzhafte Erkrankungen z. B. an den Ohren.
Du kannst versuchen, das Pferd dazu zu bringen, den Kopf zu senken, indem du es mit Leckerli nach unten lockst. Da die meisten Pferde sehr neugierig sind, kannst du auch in die Hocke gehen und so tun als ob etwas sehr Interessantes vor dem Pferd am Boden wäre. Die meisten Pferde senken darauf den Kopf. Hat das Pferd den Kopf mal unten, musst du aber schnell sein mit Zäumen! Jedoch sollte das Zäumen dadurch für das Pferd nicht unangenehm werden. Achte während des Zäumens darauf, dass du deine Hand nicht von der Pferdenase nimmst, dann gehts bei vielen Pferden schon besser. Manche Schulpferde reissen den Kopf aber nur hoch, weil sie wissen, dass du zu klein bist und noch nicht schnell genug zäumen kannst. In beiden Fällen ist es meist am einfachsten, wenn du dir Hilfe holst von jemanden, der gross genug ist um das Pferd zu zäumen.

Das Pferd will das Maul nicht öffnen, wenn ich ihm das Gebiss hineinschieben will.

Lege das Gebiss auf deine linke Hand und halte diese direkt vor die Zähne des Pferdes und zwar dort, wo die Zähne aufeinandertreffen, dann kannst du das Gebiss schnell einschieben, wenn das Pferd dann das Maul doch noch öffnet. Schiebe nun den linken Daumen ins Maul des Pferdes, in die Lücke zwischen den Backen- und den Schneidezähnen. Nun drückst du auf das Zahnfleisch. Nützt das nichts, kannst du den Daumen auch hin und herbewegen. Schaffst du es trotzdem nicht ist das Pferd wohl ein Fall für die Pferdepflegerin oder die Reitlehrerin. Mach dir nichts draus, irgendwann schaffst du es auch!

Das Pferd will nicht stillstehen.

Wenn ein Pferd nicht stillstehen will (z. B. auch beim Aufsteigen) hilft es oft, wenn du das Pferd einige Male zügig um seine eigene Achse drehst (ähnlich wie bei einer Vorhandwendung), sobald es weg will. Pferde mögen es nämlich nicht, auf so engem Raum wenden zu müssen. Nach ein paar Wendungen stellst du das Pferd wieder hin und lobst es fürs Stehen. Wenn es wieder rumzappelt, wiederholst du die Prozedur. Irgendwann wird das Pferd merken, dass es sich immer dann drehen muss, wenn es nicht stillsteht und wird stehen bleiben.

Mein Pferd stürmt beim Führen davon.

Wenn du eine Gerte dabei hast, bewegst du sie vor der Pferdenase auf und ab, wenn das Pferd an dir vorüberziehen will. Alternativ kannst du auch mit dem Ende des Führstricks vor seiner Nase wedeln.
Stürmische Pferde hat man besser unter Kontrolle, wenn man den Strick nicht einfach unten am Halfter einklinkt sondern über die Nase führt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten dazu. Hier zwei davon:

1. Du befestigst den Strick normal unten am Halfter und führst ihn dann durch die beiden unteren seitlichen Ringe am Halfter und über die Nase und am Schluss wieder durch den Ring unten am Halfter.

Von links gesehen Von rechts gesehen

2. (Nach Linda Tellington-Jones) Befestige den Strick auf der rechten Seite des Halfters am obersten seitlichen Ring. Dann führst du ihn durch den unteren seitlichen Ring, dann über die Nase und den unteren seitlichen Ring auf der linken Seite.

Von rechts gesehen Von links gesehen

Wenn dein Pferd nun losstürmt, zupfst du ein oder mehrmals kurz am Strick. Übe nie konstanten Druck aus, indem du ziehst und nicht mehr loslässt. Das Pferd reagiert darauf nur mit Gegenzug. Diesen Kampf verlierst du natürlich. Ausserdem soll das Pferd ja lernen, auf feine Signale zu reagieren.

Das Pferd hält beim Führen nicht an.

Hast du eine Gerte bei dir, hältst du sie dem Pferd vor die Nase oder vor die Brust. Auf der Brust kannst du das Pferd auch damit antippen. Nützt das nichts, bewegst du die Gerte oder deine Hand vor seinem Kopf auf und ab. Statt der Gerte kannst du auch das Ende des Führstricks vor dem Pferdekopf wie einen Propeller kreisen lassen. Falls das Pferd davon immer noch unbeeindruckt bleibt, selbst wenn es in die Gerte oder das Strickende läuft, ruckst du kurz und kräftig am Strick. Führst du das Pferd mit Zügel und Trense solltest du dies allerdings nicht tun. Wenn du genügend Platz hast, wendest du dein Pferd in dem Fall möglichst schnell und eng um seine eigen Achse. Nicht ausprobieren da zwecklos: Das Pferd zehn Meter vor dem Halt am Kopf packen und versuchen es so zu halten und zu bremsen. Dein Fliegengewicht schleift auch fast jedes Pony mit Leichtigkeit zwanzig Meter weit.

Das Pferd hält beim Führen an um Gras zu fressen.

Nimm eine Gerte mit. Wenn das Pferd die Nase ins Gras steckt, haust du mit der Gerte kräftig vor ihm auf den Boden. Schlage nicht das Pferd, denn das ist unnötig! Es wird deine Reaktion genügend unangenehm finden, dass es das Fressen schnell lassen wird.

Das Pferd steht beim Aufsteigen nicht still.

Weicht das Pferd immer aus, geht es am einfachsten, wenn ein Helfer das Pferd hält. Bei seitlichem Ausweichen kann man es allenfalls auch an eine Wand oder eine andere Begrenzung stellen. Weicht es nach hinten aus, solltest du die Zügel locker lassen. Manchmal hilft ein kleiner Klaps auf das Hinterteil. Stell das Pferd konsequent wieder auf seinen Platz zurück, auch wenn es nur einen Schritt getan hat und lobe es, sobald es wieder ruhig dasteht. Oft lassen sich Pferde austricksen, indem man von der anderen Seite her aufsteigt.

Mein Pferd geht durch! Was nun?

Ein durchgehendes Pferd stoppst du oft nicht mehr durch Zügelannehmen oder gar Ziehen. Zuallererst solltest du dich gerade hinsetzen, nicht nach vorne lehnen und dich schwer machen. Klammere dich nicht mit den Beinen fest, dadurch treibst du das Pferd sogar noch an! (Das ist leichter gesagt als getan, ich weiss.) Die meisten Pferde lassen sich wenn schon nicht bremsen dann wenigstens lenken. Wende also dein Pferd ab, führe es auf eine Volte. Im absoluten Notfall legst du die innere Hand an den Sattel und ziehst am äusseren Zügel nach hinten. Der innere Zügel darf dabei nicht durchhängen. Im Gelände ist es intelligenter, das Pferd auf einen Acker zu lenken, dem Landwirt den Landschaden zu melden und allenfalls zu bezahlen, als durch ein gewagtes Manöver einen Verkehrsunfall zu verursachen.
Reitest du auf einem Ausritt in einer Gruppe mit, so galoppiere auf keinen Fall dem durchgehenden Pferd hinterher um es einzufangen. Es wird dann erst recht weitergaloppieren, weil ja der Rest der Herde scheinbar auch auf der Flucht ist und ausserdem bringst du damit dein Pferd und dich selber auch noch in Gefahr. Bleiben die anderen Pferde hingegen zurück, wird das durchgehende Pferd sehr wahrscheinlich früher anhalten und zur Herde zurückkommen wollen.

Mein Pferd buckelt. Wie bleibe ich oben?

Buckeln kann sehr unangenehm sein. Reagierst du richtig, muss selbst eine Serie von Bucklern aber noch nicht zwingend dazu führen, dass du dich auf der Erde wiederfindest. Das ist natürlich von Pferd zu Pferd unterschiedlich schwer und es kommt sehr auf das Gleichgewicht des Reiters an. Grundsätzlich gilt: Setz dich so gut wie möglich auf dein Gesäss, mach dich schwer und lehne dich nach hinten. Sehr wichtig, wenn dein Pferd bockt: Unbedingt weitertreiben! Im Stehen oder langsamem Gang kann ein Pferd nämlich viel schlimmer buckeln als wenn es vorwärtsgeht. Versuche, das Pferd daran zu hindern, den Kopf zwischen die Beine zu nehmen, indem du die Zügel verkürzt.

Was soll ich machen, wenn das Pferd steigt?

Steigen ist eine äusserst gefährliche Unart. Wenn es in deinem Stall öfters vorkommt, dass Pferde steigen, solltest du besser die Reitschule wechseln. Wenn dein Pferd steigt, lehne dich nach vorne und umfasse mit beiden Armen den Pferdehals. Zieh auf keinen Fall an den Zügeln! Dadurch kannst du dein Pferd aus dem Gleichgewicht bringen und es überschlägt sich im schlimmsten Fall. Dabei kannst du unter das Pferd kommen und zerquetscht werden. Stuten stürzen häufiger beim Steigen als Hengste und Wallache, weil sie von Natur aus weniger steigen.

Wie beruhige ich mein Pferd?

Wichtig ist, dass du selbst möglichst ruhig bleibst. Atme tief und ruhig ein und vor allem aus. Sprich ruhig mit dem Pferd. Streichle, kraule oder tätschle es. Sing deinem Pferd etwas vor. Das muss dir nicht peinlich sein, Cowboys machten das auch. Dadurch musst du selber ruhig atmen und beruhigst so dich und dein Pferd. Ein weiteres Beruhigungsmittel ist je nach Situation auch Arbeit; Beschäftige das Pferd mit Übergängen und Bahnfiguren. So muss es sich auf dich konzentrieren.

Ich kann machen was ich will – mein Pferd geht einfach nicht vorwärts!

Vor dieses Problem werden wohl alle Reitschüler mindestens einmal gestellt. Tröste dich – wenn du erst mal gut reiten kannst, gehen auch die meisten Pferde besser vorwärts! Ich könnte dir nun sagen, du sollst dem Pferd die Gerte geben, kräftig mit den Beinen gegen den Bauch schlagen oder was auch immer … Das meiste davon nützt – wenn überhaupt – nur kurzfristig und das Pferd stumpft dadurch bloss ab. D.h. das nächste Mal musst du vielleicht schon doppelt soviel Energie aufwenden um genau so wenig zu erreichen wie vorher. Am meisten wird dir die Reitlehrerin helfen, indem sie dir zeigt, wie man richtig treibt und deinen Sitz immer wieder korrigiert.
Etwas ist meiner Erfahrung nach jedoch sehr wichtig: Lobe soviel du kannst! Wenn du irgendetwas findest, was das Pferd gut gemacht hat – und sei es, dass es nach zwei Runden dann doch noch trabt – lobe es sofort und ausgiebig! Lob motiviert! Du arbeitest auch lieber mit in der Schule, wenn dir der Lehrer sagt, was du alles gut machst, als wenn er nur mit dir schimpft und jede deiner Anstrengungen, etwas gut zu machen scheinbar nicht beachtet. Probiers ruhig mal aus. Du wirst verblüfft sein, wie viel freudiger dein Pferd mitarbeiten wird!
Du kannst das Pferd loben, indem du angenehme Worte wie «Braav» oder «Guuut» sagst oder du kannst das Pferd z.B. an seiner Lieblingsstelle kraulen. Nicht vergessen: Wenn das Pferd seine Sache gut macht, soll es sich wohl fühlen. Nimm also auch den Druck von Schenkel und Zügel weg, wenn du das Pferd loben willst.
Wichtig ist Folgendes: Das Lob muss innerhalb von zwei Sekunden nach dem gewünschten Verhalten erfolgen, sonst versteht das Pferd nicht, wofür du es belohnst. (Dasselbe gilt für Strafe.) Wenn du nicht weisst, wie lange zwei Sekunden sind: Schau mal auf einer Uhr mit Sekundenzeiger nach oder atme kurz ein und wieder aus – schon sind zwei Sekunden vorbei.