Die Stimme ist das wichtigste Hilfsmittel. Man kann damit Aufmerksamkeit
fordern (z. B. in dem man das Pferd mit seinem Namen anspricht),
das Pferd anregen schneller zu gehen (Schnalzen), langsamer zu
gehen oder anzuhalten («laangsaam», «Hoo», «Brr»).
Ein nervöses oder ängstliches Pferd kannst du mit der
Stimme beruhigen und vor allem kannst du das Pferd loben. Loben
ist sehr wichtig! Je mehr du deinem Pferd zeigst, dass du es magst,
und dass du seine Bemühungen zur Kenntnis nimmst, desto besser
und freudiger arbeitet es mit. Bei Stimmhilfen kommt es auf den
Tonfall an. Wenn du langsam, tief und ruhig sprichst, wirkt das
beruhigend. Stimmhilfen brauchen nicht sehr laut zu sein: Pferde
haben gute Ohren und unter Umständen nervst du auch andere
Reiter, weil sich ihre Pferde angesprochen fühlen, wenn du
zu laute Stimmhilfen gibst.
Rede auch nicht ununterbrochen auf das Pferd ein. Pferde können
auf Stimmhilfen ebenso abstumpfen wie auf jede andere Hilfe! Vor
allem aber müssen Stimmhilfen fürs Pferd eindeutig verständlich
sein. Wenig Erfolg wirst du haben, wenn du in lieb-verzweifeltem
Ton dein Pferd anflehst: «Geh jetzt bitte, ich tu dir doch
gar nichts», oder wenn du glaubst, dass es dich versteht, wenn
du zu ihm sagst: «Du bleibst jetzt hier stehen und hältst
dich still, sonst werde ich böse!» Im ersten Fall nützt
eher ein kurzes Schnalzen oder aufmunterndes «Trab!»,
verbunden mit energischen Schenkelhilfen. Im zweiten Fall sagst du «Steh» oder
«Ho» und damit hat sichs. Pferde verstehen nur Kommandos
und Gefühlslagen, die sich über die Stimme ausdrücken.
Ganze Sätze oder gar die Bedeutung von Wörtern verstehen
sie nicht. Sonst bräuchte man sie ja gar nicht einzureiten,
sondern könnte ihnen ganz einfach erklären: «Wenn
ich die Beine zusammendrücke, musst du vorwärts gehen.»
Die Gerte solltest du als die Verlängerung deines Armes sehen.
Sie dient der Verdeutlichung und damit Verfeinerung (!) der Hilfen
beim Reiten und bei der Bodenarbeit. Beim Dressurreiten verwendet
man eine lange Gerte, die schräg über den Oberschenkel
nach hinten gelegt wird. Fasse eine Dressurgerte nicht zuoberst an
ihrem Ende, sondern etwas weiter unten, dann liegt sie gut ausbalanciert
in der Hand. (Bei 1,20m-Gerten meist unterhalb des Griffs.) Die Gerte
ist kein Schlagstock! Darum hältst du sie auch nicht wie einen
solchen in der Faust (untere Abb.) sondern hältst sie zusammen
mit dem Zügel zwischen Daumen und Zeigefinger fest. (Abb. oben)
Nur so kannst du mit aufgestellten Zügelfäusten die Gerte
differenziert einsetzen ohne dem Pferd im Maul zu reissen.
Ich weiss nicht, warum immer noch so viele Gerten mit Handschlaufen produziert werden. Diese sind zum Reiten nämlich unnütz, wenn nicht sogar gefährlich. Wenn ein Pferd Angst vor der Gerte bekommt, muss man sie unter Umständen schnell fallen lassen können. Wenn dir die Gerte dann noch wild am Handgelenk rumbaumelt beunruhigst du das Pferd nur noch mehr. Sollte deine Gerte also eine Handschlaufe haben, dann benutze diese beim Reiten auf keinen Fall!
Hinter dem Schenkel eingesetzt animiert die Gerte das Pferd, weiter
unterzutreten oder besser auf die seitwärtstreibende Schenkelhilfe
zu reagieren. Wenn du die Gerte wie oben beschrieben korrekt hältst,
liegt sie automatisch hinter deinem Schenkel, wenn du die Hand
aufgestellt hast (Stell dir vor, du hältst ein volles Weinglas).
Hältst du sie hingegen in der Faust fest, wirst du die Hand
abkippen müssen und erreichst mit der Gerte die Kruppe oder
den Oberschenkel des Pferdes, nicht aber die Stelle hinter deinem
Schenkel. Darauf reagieren Pferde oft bloss mit Buckeln.
Auf der Schulter wird die Gerte meist nur beim Springen eingesetzt.
Sie kann dort aber auch die äusseren, begrenzenden Hilfen verstärken
oder eine Hilfe beim Einspringen in den richtigen Galopp sein.
Mit einem kurzen Tick kannst du das Pferd ausserdem aufmerksam machen.
Mit der Gerte sollst du das Pferd nicht schlagen, sondern touchieren
(kommt von frz.
«toucher» = berühren), das heisst, ihm bloss einen
kurzen Tick oder Zwick geben. Je feiner das Pferd auf die Gerte reagiert,
desto besser.
Auch Sporen dienen der Verdeutlichung und Verfeinerung der Hilfen.
Probier mal Folgendes aus: Drück dem Pferd zuerst mit der
flachen Hand gegen den Bauch, damit es zur Seite tritt. Dann machst
du dasselbe nochmal, aber diesmal piekst du dem Pferd nur leicht
mit dem Zeigefinger in den Bauch. Das Pferd wird auf dieses Signal
schneller reagieren als auf das erste und du musst weniger stark
drücken – ausser du hast ein abgestumpftes Pferd, dann
reagiert es vielleicht ebensowenig. Genau nach dem Prinzip funktioniert
der Sporn. Bei einem sensibeln Pferd ist der Einsatz der Sporen
fast nur noch ein Kitzeln. Eine anspruchsvolle Lektion, die das
Pferd ohne Sporen schon glänzend absolviert, wird mit Sporen
annähernd perfekt, weil der Reiter die Hilfen präziser
und feiner geben kann. Bis dahin ist es jeodch ein weiter Weg!
In den Händen, bzw. an den Füssen von Anfängern
haben Sporen nichts verloren und richten mehr Schaden an, als sie
nützen. Bevor du mit Sporen reiten darfst, musst du alle deine
Hilfen unabhängig voneinander geben können, in allen
Gangarten losgelassen sitzen können ohne zu klammern, die
Beine ruhig halten (ruhig, nicht bewegungslos und steif!) und korrekte
Schenkelhilfen geben können. Wenn du mit den Beinen klammerst,
hast du den Sporn dauernd am Pferd. Wenn du mit dem Absatz treibst,
spiesst du jedesmal das Pferd von unten her auf und wenn du zum
Treiben ausholst und womöglich noch die Füsse nach aussen
gedreht hast, stichst du deinem Pferd schön rhythmisch im
Takt in den Bauch.
Dein Pferd sollte gut auf die Hilfen hören, so dass du die Sporen
auch wirklich fein einsetzen kannst und nicht zustechen musst. Die
Folge falschen Sporeneinsatzes ist ein abgestumpftes Pferd. Spätestens
wenn das Pferd offene Stellen oder Blutspuren am Bauch hat, sollte
bei dir die Alarmglocke läuten!