Was macht einen guten Reitlehrer aus?
Zertifikate für Reitlehrer in der SchweizZertifikate für Reitlehrer in DeutschlandAbkürzungen

Zertifikate für Reitlehrer

Um es gleich vorauszuschicken: Die Berufsbezeichnung «Reitlehrer» ist (noch) nicht geschützt, d. h. jedermann darf sich als Reitlehrer bezeichnen und Schüler unterrichten. Allerdings gibt es von den Reitsport-Dachverbänden des jeweiligen Landes (Schweiz: SVPS, Deutschland: FN) anerkannte Ausbildungen, die von verschiedenen Verbänden durchgeführt werden. Diese stellen wir Ihnen hier vor. Dabei versuchen wir, alle Reitweisen zu berücksichtigen. Hinter den Berufsbezeichnungen steht in Klammern der Verband, der die jeweilige Ausbildung durchführt. Die Abkürzungen sind unten beschrieben.

Es gibt eine Reihe weiterer, von den Dachverbänden nicht anerkannte Zertifikate und Diplome, die teils eine fundierte Ausbildung bescheinigen, teilweise aber auch einfach nur Humbug sind. Sie alle hier vorzustellen, würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen.

Schweiz

Eidg. dipl. Reitlehrer (SVBR)

Diese Ausbildung wird vom SVBR durchgeführt und ist eine eidgenössisch anerkannte Berufsausbildung. Anforderungen sind ein Mindestalter von 25 Jahren sowie der Eidgenössische Fähigkeitsausweis als Bereiter und Erfahrung in der Führung eines Reitbetriebes. Der weiterführende Kurs zum Reitlehrer dauert 6 Wochen und wird mit der Meisterprüfung als eidgenössisch diplomierter Reitlehrer abgeschlossen. Die Fachgebiete des eidg. dipl. Reitlehrers erstrecken sich über alle Sparten des konventionellen Reitsportes, also Dressur, Springen und Vielseitigkeit von der Basis bis zu Turnieren höchster Klasse.

Schon während der Ausbildung zum Bereiter erwerben diese Reitlehrer sehr gute Kenntnisse in der Ausbildung von Pferden. Häufig sind sie an Turnieren, auch der obersten Klasse, sehr erfolgreich. Fraglich ist, ob sie ihr Wissen auch weitergeben können. Leider wird nämlich während der Ausbildung zum Reitlehrer nach wie vor nicht sehr viel Wert auf eine pädagogische Schulung gelegt. (Allerdings scheint sich das in den letzten Jahren langsam zu ändern.) In Reitstunden eidg. dipl. Reitlehrer herrscht nicht selten ein beinahe militärischer Ton und es wird grosse Disziplin verlangt, auch im Anfängerunterricht. Spiele oder andere auflockernde Übungen sind selten. Häufig beschränkt sich eine Lektion auf monotones Wiederholen. Ausserdem ist die Ausbildung sehr turnierorientiert, weshalb die Reitschüler selten bis gar nie ins Gelände dürfen. Viele Reitschüler resignieren bei dieser Art von Unterricht – gerade Kinder wollen mit ihren Pferden ja eigentlich eher Spass haben und sicher durch das Gelände streifen können als auf Turnieren Schleifchen erringen.

Fazit: eidg. dipl. Reitlehrer eignen sich sicher hervorragend für Reiter, die sich ihr Ziel in Springen oder Dressur gesteckt haben und bereit sind, dafür diszipliniert zu arbeiten. Freizeitreiter und Kinder dagegen, die breitensportlich orientiert sind und hauptsächlich im Gelände reiten und Spass haben wollen, können mit einem solchen Lehrer kaum zufrieden gestellt werden.

Vereinstrainer / J+S-Ausbilder (SVPS / J+S)

Vereinstrainer / J+S-Ausbilder arbeiten hauptsächlich an der Basis im breitensportlichen Rahmen. Meistens sind sie in Vereinen angestellt. Diese Ausbildung wird in der Regel nebenberuflich erworben, nicht wie jene des eidg. dipl. Reitlehrers. Der Kurs erstreckt sich über mindestens drei Jahre (26 Tage). Gelehrt wird ein breites Grundwissen in Pflege, Anatomie, Entwicklung, Verhalten, Krankheiten, Haltung und Ausbildung von Pferden. Die reiterlichen Kenntnisse entsprechen mindestens dem Brevet II und umfassen Dressur, Springen, Gymnastik und Gelände. Ebenfalls behandelt werden der Aufbau einer Reitstunde bzw. eines Kurses, Grundübungen in Dressur, Springen und Gelände sowie die Sitzschulung von Reitern. Innerhalb einer bestimmten Frist werden Wiederholungskurse verlangt.

Der Vereinstrainer ist, nur schon weil er in der Regel nicht hauptberuflich mit Pferden arbeitet, reiterlich nicht ganz so qualifiziert wie der eidg. dipl. Reitlehrer. Er wird kaum jemanden in die höchsten Weihen des Dressur- oder Springsportes führen können. Trotzdem sind seine reiterlichen Fähigkeiten solide und erlauben eine breite Grundausbildung von Reitschülern. Seine pädagogischen Fähigkeiten sind häufig stärker ausgebildet als bei den eidg. dipl. Reitlehrern und er versteht es besser, eine spannende, lockere Stunde aufzubauen.

Fazit: Wer eine breite Grundausbildung, evtl. mit sportlichen Erfolgen in der unteren und mittleren Klasse anstrebt, ist bei einem Vereinstrainer gut aufgehoben. Reine Geländereiter dürften auch hier allerdings nicht auf ihre Kosten kommen.

Vereinstrainer Western / SVPS
(Trainer C) (SVPS / SWRA)

Die C-Trainer sind für die Basisausbildung von Westernreitern zuständig und sollen ihre Reitschüler hauptsächlich auf erste Wettbewerbe sowie auch auf sicheres Reiten im Gelände vorbereiten. Die (Amateur-)Ausbildung eines C-Trainers erstreckt sich über mindestens 2 ½ Jahre (mindestens 25 Tage). Sie umfasst praktisches Reiten vor allem in den Sparten Reining, Trail und Horsemanship sowie wahlweise Bodenarbeit, Vielseitigkeit u. ä. Des Weiteren werden breite Kenntnisse in Pferdehaltung, Pflege, Gesundheit usw. vermittelt, ebenso wie Sportpädagogik, Unterrichtserteilung, erste Hilfe und Organisation. Vor der Prüfung muss der angehende Trainer ausserdem eine mindestens zweijährige Turniererfahrung erbringen.

Die Ausbildung und Fähigkeiten eines Westerntrainers C entsprechen ungefähr denjenigen eines J+S-Ausbilders. Erfahrungsgemäss wird bei den Westernreitern aber alleine schon aus philosophischen Gründen mehr Wert auf spielerisches Lernen und vor allem auch das Geländereiten gelegt. Allgemein eignen sich C-Trainer gut für Kinder, aber auch für Erwachsene ohne grosse Turnierambitionen.

C-Trainer können sich nach einer gewissen Zeit praktischer Tätigkeit zum B- und später zum A-Trainer weiterbilden. Das ist hier nicht weiter relevant, da es sich um Trainer für Turniere der schwierigen Klassen bzw. Prüfungen auf internationaler Ebene handelt.

Deutschland

Trainer C Reiten (FN)

Trainer C Reiten gewährleisten eine vielfältige Grundausbildung im Breiten- oder Leistungssport. Voraussetzung für die Anmeldung für den Lehrgang ist der Besuch eines drei Tage dauernden Vorbereitungsseminars. Der eigentliche Lehrgang umfasst mindestens 120 Übungseinheiten und dauert in der Regel etwa drei Wochen. Die reiterlichen Anforderungen entsprechen ungefähr der Turnierklasse A – L (mittlerer Schwierigkeitsgrad). Verlangt werden Dressur, Springen und Gelände. Ausserdem werden Grundkenntnisse der Psychologie, Sportpädagogik, Methodik und Didaktik vermittelt, ebenso natürlich Wissen rund um Pferdehaltung, -pflege, -gesundheit und -ausbildung.

Trainer C sind in der Lage, eine Unterrichtseinheit pädagogisch sinnvoll zu gestalten und sowohl eine freizeitmässige als auch eine sportambitionierte Grundausbildung zu gewähren.

Angelehnt an den Trainer C Reiten (= englische Reitweise) gibt es auch Trainer C Westernreiten, Fahren und Voltigieren. Es ist möglich, sich zum B- oder A-Trainer weiterzubilden.

Trainer C, B und A (FN / EWU)

Entsprechen den jeweiligen Ausbildungen in der Schweiz.

Abkürzungen

SVBR
SVPS
IPV CH
SWRA

FN

BBR
EWU

Schweizerischer Verband für Berufsreiter und Reitschulbesitzer
Schweizerischer Verband für Pferdesport
Islandpferde-Vereinigung Schweiz
Swiss Western Riding Association
(Schweizerischer Verband Westernreiten)
Fédération Equestre Nationale
(Deutsche Reiterliche Vereinigung)
Bundesverband für Berufsreiter BBR im Deutschen Reiter- und Fahrer-Verband e.V.
Erste Westernreiter Union Deutschland e.V.

Quellen

BBR www.berufsreiterverband.de
EWU www.westernreiter.com
FN www.fn-dokr.de
IPV CH www.ipvch.ch
SQHA www.sqha.ch
SVBR www.svbr.ch
SVPS www.svps-fsse.ch
SWRA www.swra.ch
Unterlagenordner zum Brevet I
Erfahrungsberichte

Verfasserin dieses Artikels: Eva Inauen