Die Dressur ist die Grundlage des Reitens. Das Pferd lernt zu verstehen,
was der Reiter von ihm will und findet sein Gleichgewicht wieder, das
durch die ungewohnte Last auf dem Rücken erstmal gewaltig gestört
wird. Mit etwa fünf Jahren hat das Pferd die Grundausbildung abgeschlossen.
Soll es auf Dressurturnieren starten, folgen nun weitere Jahre der Ausbildung
in denen das Pferd allmählich versammelt wird (d. h. es nimmt mit
den Hinterbeinen mehr Gewicht auf und richtet sich dadurch vorne auf),
sowie schwierigere Lektionen wie Seitengänge, Wendungen auf der
Hinterhand, Anhalten aus dem Trab und Galopp usw. lernt.
Dressur wird auf einem Viereck mit den Massen 20 m
× 40 m bzw. in den höheren Kategorien 20 m
× 60 m geritten. Die grossen internationalen Prüfungen werden
eingeteilt in Prix St.-Georges (mittelschwer), Intermédiaire (Zwischenstufe)
und Grand Prix (Höchste Stufe). Die Lektionen der Dressur zeigen Pferde,
wenn auch weniger ausgeprägt, auch beim Freilaufen auf der Weide.
Einige sind Teil des Imponiergehabes des Hengstes.
Doch leider läuft im Dressursport nicht alles so sauber. Der Trend
geht zur Zeit dahin, dass die Pferde verspannt mit dem Kopf hinter der
Senkrechten gehen, (Hauptsache, der Kopf ist unten) und im «Hau-Ruck-Verfahren» ausgebildet
werden. Die geforderte Harmonie sucht man selbst bei manchen berühmten
Reiter-Pferd-Paaren vergebens und die «unsichtbaren»
Reiterhilfen sieht man nur zu oft schon aus grosser Entfernung.
Springreiten lehnt sich im Gegensatz zur Dressur nicht an natürliche
Verhaltensweisen der Pferde an. Pferde springen in der Natur nur wenn es
sich absolut nicht vermeiden lässt. Lieber nehmen sie einen Umweg
in Kauf und laufen um das Hindernis herum. Trotzdem springen manche Pferde
ausgesprochen gern.
An einer Springprüfung geht es darum, evtl. innerhalb einer vorgegebenen
Zeit, die Hindernisse fehlerfrei, d. h. ohne Abwurf, Sturz oder Verweigerung
zu
überwinden. Meist wird jeder Reiter einzeln bewertet, es gibt jedoch
auch Prüfungen, bei denen das Ergebnis einer Gruppe von Reitern zählt.
Desweiteren gibt es auch noch die sogenannten «Stilprüfungen».
Hier werden zusätzlich Sitz und Einwirkung des Reiters bewertet.
Wenn Reiter und Pferd gut ausgebildet sind, kann Springen durchaus eine
faire Sportart sein. Leider findet man aber auch in dieser Disziplin falschen
Ehrgeiz, unter dem die Pferde zu leiden haben. Sei dies durch tierquälerische
«Trainingsmethoden» wie z. B. das verbotene «Barren» (spitze
Nägel in den Stangen der Hindernisse) oder auch durch
Überforderung. Manche Pferde und Reiter haben keine ordentliche Dressurausbildung
hinter sich, was zu unschönen Zweikämpfen zwischen Pferd und
Reiter führt. Zum Teil werden die Pferde zwecks besserer Kontrollierbarkeit
mit scharfen Zäumungen geritten wie z.B. der mechanischen Hackamore,
die aus der Westernreiterei stammt und nicht mit anstehendem Zügel
geritten werden darf. Besonders auf dem Abreitplatz sind oft abenteuerliche
Konstruktionen von Zäumungen und Hilfszügeln zu bewundern.
Die Vielseitigkeitsprüfung oder Military zieht sich über drei
aufeinanderfolgende Tage hin. Am ersten Tag findet die Dressurprüfung
statt, in der Pferd und Reiter beweisen müssen, dass sie über
eine solide Grundausbildung verfügen und sich mittels feiner Hilfen
verständigen können. Am zweiten Tag folgt die Geländeprüfung.
Sie besteht aus einer Wegstrecke, die in einem bestimmten Tempo geritten
werden muss (wechselweise Trab oder langsamer Galopp). Gleich darauf folgt
die Rennbahn (3500
– 4000 m) mit zwölf Hindernissen. Diese muss im Renngalopp bewältigt
werden. Damit sich das Pferd etwas erholen kann folgt darauf eine weitere
Wegstrecke. Am Ende dieser Strecke sind zehn Minuten Zwangspause vorgeschrieben.
In dieser Zeit wird das Pferd von einem Tierarzt untersucht, bevor es zur
Querfeldeinstrecke zugelassen wird.
Die Querfeldeinstrecke ist der Höhepunkt einer jeden Vielseitigkeitsprüfung.
Sie besteht aus 30 festen Geländehindernissen, die von Reiter und
Pferd viel Mut und Können verlangen. Die Hindernisse auf Weltklasseniveau
wirken oft geradezu furchteinflössend.
Am dritten Tag einer Vielseitigkeitsprüfung findet schliesslich die
Springprüfung statt. Hier zeigt sich, wie gut sich die Pferde von
den Strapazen des Vortages erholt haben. Die zehn bis zwölf Hindernisse
sind höchstens 1,20 m hoch.
Military stellt sehr hohe Anforderungen an Pferd und Reiter. Deshalb wird der Zustand der Pferde auch immer wieder von Tierärzten überprüft.
Mit Voltigieren ist das Turnen auf dem an der Longe galoppierenden Pferd
gemeint. Die Übungen werden zuerst am Holzpferd oder im Schritt
geübt. Auf Turnieren geschieht alles im Galopp. Damit das Pferd über
den Rücken geht, wird es ausgebunden.
Voltigierer im Alter von sechs bis sechzehn Jahren können in Wettkampfgruppen
von acht Turnern (plus Ersatzturner und Trainer) an Turnieren starten.
Ab sechzehn Jahren turnen sie in Einzelwettkämpfen. Das Wettkampfprogramm
besteht aus Pflicht- und Küraufgaben. Die Pflichtübungen sind
Grundsitz, Fahne, Flanke, Schere, Mühle und Stehen.
Während von den Turnerinnen viel Balance und akrobatisches Können
gefordert wird, braucht das Pferd «nur» zu galoppieren. Allerdings
muss es genügend Kondition haben um fünfzehn Minuten am Stück
zu galoppieren und muss soweit im Gleichgewicht sein, dass es durch das,
was die Turner/innen auf seinem Rücken tun, nicht gestört wird.
Ausserdem braucht es einen weder zu langen noch zu kurzen Rücken,
kräftige und widerstandsfähige Beine; es sollte weder nervös
noch kitzelig sein und einen ausgeglichenen Charakter haben. Besonders
wichtig ist, dass das Pferd genügend (unter dem Reiter) gymnastiziert
und nicht überfordert wird, damit es keine Schaden nimmt.
Galopprennen kommen dem natürlichen Verhalten des Fluchttieres Pferd
am nächsten. Die tierfreundlichste Disziplin ist der Galoppsport leider
trotzdem nicht. Die Pferde laufen ihre ersten Rennen mit zwei Jahren. Ein
Pferd ist aber erst mit sechs Jahren ausgewachsen und sollte frühestens
mit drei Jahren leicht belastet werden. Auch ein Vollblüter ist mit
zwei Jahren allein psychisch noch lange nicht alt genug um eingeritten
zu werden!
Bei Rennen geht es logischerweise darum, wer der Schnellste ist. Deshalb
werden den Pferden manchmal die Zungen am Kiefer festgebunden, damit sie
nicht schlucken können, denn dadurch kommen sie ein wenig aus dem
Rhythmus und das könnte wertvolle Hundertstelsekunden kosten, die
für einen Sieg nötig gewesen wären. Doping ist im Rennsport
glücklicherweise selten geworden.
Galopprennen werden geritten. Der Sattel ist extrem leicht. Auch die Rennreiter
sind klein und möglichst leicht (manche sind magersüchtig), damit
das Pferd möglichst wenig Gewicht tragen muss und schneller ist. Vor
dem Rennen werden Rennreiter und Sattel zusammen gewogen. Mittels Bleiplatten,
die dann in die Satteldecke eingeschoben werden, wird erreicht, dass alle
Pferde (zumindest theoretisch) die gleichen Chancen haben, weil sie alle
gleichviel Gewicht tragen.
Man unterscheidet zwei Arten von Galopprennen: Flachrennen und Hindernisrennen.
Bei den Hindernisrennen gibt es das verhältnismässig harmlose
Hürdenrennen mit niedrigen Hindernissen, die bei einem Aufprall umkippen,
und Jagdrennen. Bei diesen sogenannten
«Steeplechases» sind die Hindernisse fest und teilweise sehr
schwierig und gefährlich. Hier passieren viele Unfälle und manchmal
kommt es sowohl unter den Reitern wie auch unter den Pferden sogar zu Toten.
Flachrennen sind Rennen ohne Hindernisse, die nach ihrer Distanz unterschieden
werden. Galopprennen werden hauptsächlich mit Englischen Vollblütern
bestritten.
Genausowenig wie Springen entsprechen Trabrennen dem natürlichen Verhalten
der Pferde. Die Flucht geschieht im Galopp, gegrast wird im Schritt. Um
von einem Ort zum anderen zu wandern oder im Übergang zwischen Galopp
und Schritt bewegen sich Pferde in einem mehr oder weniger gemächlichen
Trab. Bei Trabrennen müssen die Pferde hingegen mit Spitzengeschwindigkeiten
bis 50 km/h im Trab rennen. Während des Rennens darf das Pferd nicht
mehrmals angaloppieren, es darf max. 30 m galoppieren, während des
Galopps nicht seinen Platz verbessern und nicht die Ziellinie passieren,
sonst wird es disqualifiziert. Ein über den Hals gespannter und am
Kopf des Pferdes befestigter Riemen soll verhindern, dass das Pferd angaloppiert,
denn dazu müsste es den Hals senken.
Trabrennen werden meistens gefahren. Die Pferde werden vor den sog. Sulky,
einen leichten zweirädrigen Wagen, gespannt. Es gibt aber auch gerittene
Trabrennen.
Polo ist ein Reiterspiel, welches mit zwei Mannschaften auf einem Spielfeld ähnlich
einem Fussballplatz und ebenfalls mit zwei Toren gespielt wird. Jede Mannschaft
besteht aus vier Spielern. Jeder Spieler benötigt mindestens zwei
Pferde. Das Spiel besteht aus vier bis sechs Spielabschnitten à sechs
Minuten (Chukkers genannt). Nach spätestens zwei Chukkers wird das
Pony ausgewechselt, weil das Spiel sehr rasant und anstrengend ist. Ziel
des Spiels ist es, mit dem Schläger aus vollem Galopp einen kleinen
Ball ins gegnerische Tor zu befördern.
Das Spiel fordert grosse Geschicklichkeit, Gleichgewicht und taktisches
Können vom Reiter sowie eine gründliche Ausbildung des Ponys.
Von der gründlichen Ausbildung und Harmonie sieht man indes oft nicht
viel. Die Pferde tragen scharfe Zäumungen und rennen mit hocherhobenem
Kopf und aufgerissenem Maul
übers Spielfeld. Allerdings werden sie erst ab ca. sechs Jahren eingesetzt,
nachdem die Ausbildung abgeschlossen worden ist. Wahrscheinlich ist es
diesem späten Einsatz in den Leistungssport (bedenke, dass Pferde
erst mit sechs Jahren ausgewachsen sind) zu verdanken, dass Poloponys ein
ahnsehnliches Alter erreichen und zwanzigjährige, aktive Polopferde
anscheinend keine Seltenheit sind.