BarockreitenEnglische ReitweiseWesternreitenGangpferdereiten

Wer heutzutage reiten lernen will hat die Qual der Wahl: Englisch? Western? Barock? Gangpferdereiten? Die Reitweisen unterscheiden sich in ihrer Entstehungsgeschichte, dem urspünglichen Einsatzgebiet und dementsprechend auch in der Ausrüstung. Wer sich jedoch eingehend mit den verschiedenen Reitweisen befasst wird schnell feststellen, dass die Reitweisen oft mehr gemeinsam haben als man auf den ersten Blick glauben mag.

Welche Reitweise Ihr Kind erlernt, spielt im Prinzip keine Rolle. Ausschlaggebend sollten 1. die Qualität der Reitschule und 2. die Vorlieben Ihres Kindes sein. Keine Reitweise ist besser als die anderen, auch wenn oftmals das Gegenteil behauptet wird. Es gibt überall schwarze Schade und es gibt auch überall Leute, die mit Gefühl, Verstand und Können mit Pferden – und Kindern – umgehen. Es ist auch im Nachhinein immer noch möglich, die Reitweise zu wechseln. Die Grundlagen sind bei allen Reitweisen ähnlich.

Barock (15K)

Barockreiten

Die klassisch-barocke Reitweise ist die Grundlage der gängigen Reitweisen, die wir heute ind Europa vorfinden. Ursprünglich dienten die anspruchsvollen Dressurlektionen zur Verteidigung des Reiters im Kampf, doch dann vollzog sich der Wandel zum Reiten als Vergnügen der Adeligen. Barockreiter verstehen das Reiten als die Kunst, das Pferd zu seiner vollen individuellen Entfaltung zu bringen. Berühmt ist diese Reitweise für die spektakulären «Lektionen auf und über der Erde». Doch bis dahin ist es ein weiter Weg. Mehr als in der modernen «klassisch-englischen» Reitweise wird hier Wert auf möglichst unsichtbare Hilfen gelegt. Der Zügel wird so wenig als nur möglich eingesetzt. Barockreiter zeigen sich gerne in aufwendigen Kostümen auf prächtigen Pferden oft iberischen Ursprungs. Auch Reiterinnen im Damensattel sind am ehesten in dieser Reitweise anzutreffen. In der Barockreiterei tendenziell wird mehr Wert auf Bodenarbeit gelegt als bei der englischen Reitweise. Sie wird hier vor allem betrieben, um das Pferd durch Muskelaufbau auf das Reiten vorzubereiten und ihm neue Aufgaben beizubringen, während bei den Westernreitern eher die Arbeit an der Beziehung zwischen Mensch und Pferd (Rangordnung klären, Scheutraining, damit das Pferd dem Menschen mehr vertraut) als die Gymnastik im Vordergrund steht.

Die englische Reitweise

Die enflische Reitweise beruht auf den Grundsätzen der alten Reitmeister, doch unterscheiden sich die Einstellung von Barock- und Englischreitern zum Reiten oft ein wenig. Es ist die Reitweise der Sportreiterei, aber auch die meisten sogenannten «Freizeitreiter» ohne Turnierambitionen reiten immer noch englisch. Das Pferd wird mit ständigem Zügelkontakt geritten und von den vortreibenden und verhaltenden Hilfen des Reiters «ein- gerahmt». Grundsätzlich geht es auch hier darum, das Pferd zu seiner vollen Entfaltung zu bringen, allerdings beschränkt sich diese Entfaltung oft in erster Linie auf die Form des Pferdes und viele Englischreiter denken dabei mehr an den sportlichen Erfolg oder folgen den Richtlinien einfach, weil es «für das Pferd gesünder ist, so geritten zu werden». Wer englisch reitet hat die Wahl zwischen Dressur und Springen, was sich allerdings auch verbinden lässt.

Western (13K)

Westernreiten

Die Westernreitweise ist vielen immer noch mehrheitlich aus den Wild-West-Filmen bekannt. Die Wirklichkeit hat jedoch wenig mit den Revolverhelden zu tun, die auf feurigen Pferden durch die Prärie preschen. Entstanden ist die Westernreiterei aus der Reitweise der spanischen und englischen Eroberer Amerikas. Als Gebrauchsreitweise für den Viehtrieb und lange Ritte standen beim Westernreiten der praktische Nutzen des Pferdes und Bequemlichkeit immer im Vodergrund. «Sinnlose Dressurkunststückchen» liegen dem Westernreiter eher fern. Ein Westernpferd soll mit spärlichen Hilfen geritten werden können und weitgehend selbstständig mitarbeiten. Die Zügel sollten beim ausgebildeten Pferd stets leicht durchhängen. Einfacher als eine andere Reitweise ist Reiten im Westernstil deswegen aber nicht!

Gangpferd

Gangpferdereiten

Unter der Bezeichnung «Gangpferdereiter» fasst man all diejenigen Reiter zusammen, deren Pferde neben den Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp noch über weitere sog. Spezial-Gangarten verfügen. Diese Gangarten sind meist sehr angenehm zu sitzen. Die bei uns am weitesten verbreiteten Gangpferde sind die Islandpferde. Da Gangpferde aus ganz unterschiedlichen Ländern und Regionen kommen, lässt sich der Gangpferdeszene keine spezifische Reitweise zuordnen. Oft werden die Pferde in der Reitweise ihres Ursprungslandes ausgebildet.

Voltigieren

voltigieren (22K)

Viele Reitschulen führen auch Voltige in ihrem Angebot. Gemeint ist damit Akrobatik auf dem galoppierenden Pferd. Das Pferd trägt anstelle eines Sattels einen Gurt mit Haltgriffen und wird vom Longenführer an der Longe im Kreis geführt. Kinder und Jugendliche turnen hauptsächlich in Gruppen, ab 18 Jahren kann auf Wettkämpfen jedoch nur noch im Einzel voltigiert werden. Die meisten Kinder betreiben das Voltigieren allerdings nicht als Wettkampfsport, sondern turnen ohne sportliche Ambitionen zum reinen Vergnügen.

Die meisten Kinder beginnen schon recht früh mit Voltigieren. Da von Voltigierern grosse Beweglichkeit und gutes Gleichgewicht gefordert wird. Voltigieren ist auch eine gute Vorbereitung auf das richtige Reiten. Ihr Kind lernt sich den Bewegungen des Pferdes anzupassen und trainiert Beweglichkeit und Gleichgewicht. Es fasst Vertrauen zum Pferd und baut auch die Angst vor dem Runterfallen ab, was ihm beim Reiten sicher nur zuträglich ist. Ein weiterer Punkt, der für das Voltigieren spricht, ist die finanzielle Seite: Voltigieren ist um einiges günstiger als Reitunterricht. Wenn Ihr Kind allerdings wirklich reiten will, so ist Reitunterricht unerlässlich, denn beim Voltigieren lernt das Kind zwar, sich auf dem Pferd zu halten, das Pferd zu lenken und kontrollieren lernt es dabei jedoch nicht.